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Wie die Starke Schiene die Bahn in die Zukunft bringt

Die Dachstrategie „Starke Schiene“ wird nicht nur die Bahn enorm verändern, sondern auch die Mobilität in Deutschland. Was sind die wesentlichen Ziele der Starken Schiene?

Die Starke Schiene hilft unserem Land, existenzielle Herausforderungen zu meistern, denn sie ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erfüllung der Klimaziele des Bundes und der EU. Ohne eine massive Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene ist eine Reduzierung der Emissionen im Verkehrssektor nicht zu erreichen. Mit der Starken Schiene hat die Bahn sich das Ziel gesetzt, eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 10,5 Millionen Tonnen jährlich zu schaffen. Dafür müssen die Passagierzahlen im Schienenpersonenfernverkehr verdoppelt werden. In der Konsequenz bedeutet dies eine Einsparung von täglich rund fünf Millionen Pkw-Fahrten sowie rund 14.000 Flugreisen in Deutschland. Unser Ziel ist es zudem, den Marktanteil des Schienengüterverkehrs von 18 auf 25 Prozent zu steigern, was rund 13 Millionen weniger Lkw-Fahrten pro Jahr auf deutschen Straßen entspricht.

Du leitest das Projekt „Mobilisierung Starke Schiene” und kümmerst dich darum, dass die Mitarbeiter:innen diese Strategie tragen. Wie gehst du diese Herausforderung an?

Ganz entscheidend für den Erfolg des Strategieprozess der Starken Schiene ist es, die Mitarbeiter:innen mitzunehmen und einzubinden. Das wesentliche Ziel der Mobilisierung muss sein, den Zukunftsoptimismus der Mitarbeiter:innen zu erhalten und zu steigern. Nur so kann die Strategie erfolgreich realisiert werden.

Dafür wurden drei wichtige Stellhebel definiert: Zum einen werden Führungskräfte in ihrer Vorbildrolle gestärkt. Vom Topmanagement bis in die Führungskräftekaskaden müssen die Führungskräfte als Vorbilder agieren und die Starke Schiene leben.

Den zweiten Hebel nennen wir „Mitarbeitende als Macher“. Das ist einer der größten Partizipationsprozesse in der Historie der Bahn. Mitarbeiter:innen werden eingebunden, die Ausgestaltung der Strategie mit zu begleiten. Eines der wichtigsten Themen der Mitarbeitenden ist beispielsweise die Sicherheit an den Bahnhöfen und im Reiseverkehr. Um diesem wichtigen Punkt Rechnung zu tragen, haben wir auf Basis des Feedbacks der Mitarbeiter:innen inzwischen eine App entwickelt, mit der das Zugpersonal eventuelle Bedrohungslagen melden kann. Über die App können wir längerfristig gewisse Gefahren-Cluster analysieren und bereits im Vorfeld die Sicherheit verstärken.

Der dritte Hebel ist das Thema „Wirkung in der Fläche”. Auch hier befragen wir die Mitarbeiter:innen, um eventuelle Druckpunkte zu nehmen. Das sind keine großen Themen, die man konzeptionell ausgestalten muss, sondern Dinge, die man schnell ändern kann. Ein Beispiel: Wir renovieren gerade sechshundert Sozialräume bei der Bahn, um die Hygiene und den Komfort für die Mitarbeiter­:innen zu verbessern.

Worin siehst du die größten Herausforderungen?

Das Ziel ist gleichzeitig auch die größte Herausforderung: Die Mobilisierung und das Buy-in der Mitarbeiter:innen. Die Belegschaft ist sehr heterogen, weshalb wir über viele unterschiedliche Kanäle individuell abgestimmte Botschaften kommunizieren. Das gut und erfolgreich zu tun, ist sehr diffizil. Die zweite Herausforderung ist natürlich, auch in der Corona-Krise, die vieles schwieriger macht, beständig diesen Weg weiterzugehen und an der Strategie festzuhalten.

Die Mobilisierung Starke Schiene ist vermutlich die Keimzelle für viele einzelne Projekte. Kannst Du uns einen Ausblick auf zukünftige strategisch relevante Projekte bei DB MC geben?

„Sicher unterwegs”, das Projekt in welchem unter anderem eine Sicherheits-App entwickelt wird, hatte ich bereits angesprochen. Das Thema war und ist so wichtig, dass ein eigenständiges Projekt daraus wurde, um das sich nun ein eigenes Team kümmert.

Ebenso wird die Aufgabenstellung Wissensmanagement bei der Bahn ein eigenes Projektteam beschäftigen. Wir werden im Laufe der nächsten Jahre rund 100.000 neue Mitarbeiter:innen einstellen, teilweise begründet durch unsere Ziele, aber auch durch den demografischen Wandel. Wenn Mitarbeiter:innen gehen, geht Wissen verloren, sofern nicht gegengesteuert wird. Um hier vorzubeugen, haben wir ein eigenes Projekt aufgesetzt. So wird unter anderem die interne Suchmaschine, die DB-Suche, weiterentwickelt und der Wissenstransfer zwischen Kolleg:innen professionalisiert.

Um alle diese Ziele zu erreichen, braucht es viel Enthusiasmus, Agilität, eine große Aufbruchsstimmung. Leichter transportieren kann man dies in Präsenzveranstaltungen. Durch die Corona-Krise muss vieles virtuell abgebildet werden. Wie sind deine Erfahrungen?

Bisher gibt es überwältigend gutes Feedback aller Beteiligten. Unsere virtuellen Formate funktionieren – über neunzig Prozent der Teilnehmer bewerten sie positiv oder sehr positiv. Ich denke, beim virtuellen Arbeiten haben wir sehr gut zusammengefunden und schon eine steile Lernkurve hingelegt.

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